philosophische Landschaften

»Denn, um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch
spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist,
und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.«

Friedrich Schiller, Über die ästhetische Erziehung des Menschen


Er lässt einfach nicht los ...

Bin mal wieder da ... Lag sozusagen auf dem Weg, als Zwischenstopp, auf der Rückreise vom Bodensee mit Immenstaad, Meersburg, Pfahlbauten, Nußdorf. Will einfach nur mal gucken, was Sache ist ...

Auf dem Parkplatz entsteigen zwei großen Reisebussen mit Trierer Kennzeichen entschleunigt und nur wenig begeistert, wie mir scheint, junge Menschen (vermutlich Schüler und Schülerinnen einer gymnasialen Oberstufe) Smartphones wischend und musikverkabelt, die sich zu allem Überfluss nun auch noch live und vor Ort bildungsbürgerliches Kulturgut reinziehen sollen. Ganz schön heavy!
Ich aber bin raus aus der Nummer (das mit Schule, Erziehungsauftrag und so) und gehe wieder mal völlig unbelastet und unaufgeregt die paar hundert Meter zur eigentlichen »Schillerhöhe« und dem bekannten Ensemble von Stadthalle, Schiller-Nationalmuseum (SNM), Deutsches Literaturarchiv (DLA), Literaturmuseum der Moderne (LiMo) und – last but not least – dem Denkmal Schillers. Könnte er in die Runde schauen, statt unbeweglich immer nur auf sein Museum zu blicken, würde er feststellen, dass er (wenn auch aus geometrisch gezirkelter Sicht nicht gerade korrekt angeordnet) das Zentrum der nach und nach entstandenen Gebäudeansammlung bildet.
Noch schnell, jedoch nicht hektisch, einige Fotos von Standorten, die ich bei meinem letzten Besuch vor 3 Jahren digital nicht festgehalten habe (oder die nichts geworden sind), so z. B. die als Vorderfront gedachte Seite des Schiller-Nationalmuseums sowie den leicht ansteigenden Aufgang zum Literaturmuseum der Moderne ...
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Dabei fällt mir ein, dass ich bei der Gelegenheit nachsehen (oder in meinem Fall wohl treffender: pedantisch neugierig überprüfen!) könnte, ob der syntaktisch-grammatische Fehler, der mir seinerzeit in dem Text zur »Einführung in die ästhetische Erfahrung von Sprache« aufgefallen war[1] , zwischenzeitlich beseitigt worden ist.
Also nichts wie hinein ins Museumsgebäude. Diesmal allerdings nicht durch den letztmals benutzten parkseitigen (Haupt-)Eingang, sondern durch die Vorderseite in das Untergeschoss (das aber aufgrund der Hanglage auch als Parterregeschoss bezeichnet werden kann, vielleicht auch wird), in dem sich neben der Cafeteria auch der Shop mit Büchern, Ausstellungskatalogen, Ansichtskarten und dergleichen mehr befindet. Eine der dort anwesenden Museumsangestellten frage ich, ob es möglich sei, in den großen Saal (dem so genannten »Festsaal der Literatur«) auch ohne ein zuvor gekauftes Ticket gehen zu dürfen, denn ich wolle mir den dort aufgestellten anthrazitfarbenen Info-Block (hinsichtlich eines kleinen Fehlers) genauer ansehen und ein paar Fotos machen. – Na klar sei das möglich, bekomme ich mit einem geradezu freundlich einladenden Lächeln zur Antwort.

Beim Aufgang über die baustiltypische Treppe blickt Schiller auch diesmal von seinem Sockel unbeteiligt über mich hinweg in eine undefinierbare Ferne. Nach kurzem Smalltalk mit der ebenfalls sehr freundlichen Museumsangestellten betrete ich den großen Saal (bisweilen auch »Schillersaal« genannt) und bin nicht gerade wenig überrascht:
Ein völlig neu gestalteter Block steht in dem lichtdurchfluteten Raum an eben der gleichen Stelle, an dem auch der alte, allerdings schlankere Block gestanden hat! Dieser dagegen ist wuchtig, länger, breiter, in der Form eines (ebenso monolitisch »festgemauerten«) voluminösen Quaders. Jedoch nicht in neutral elegant wirkender, anthrazitfarbener Oberfläche, sondern (bis auf die obere, sozusagen der eigentlichen Betrachtungsfläche) mit einer ein Nussbaumfurnier (könnte mich auch täuschen, bin kein Holzfachmann) möglichst naturecht imitierenden Folie überzogen (so zumindest meine Vermutung).
Noch ein weiteres neues Gestaltungselement fällt mir auf: In einer in den Gesamtkorpus bündig eingelassenen acrylbeglasten weißen Vitrine liegt fein drapiert eine kleine Handglocke: »Schillers silberne Bettklingel« (wie sie im Inventarbuch bezeichnet wird).

Aber weitaus interessanter als das äußere Erscheinungsbild ist (für mich) die inhaltliche, sachbezogene Neugestaltung des Blocks.


Vorweg zur Erinnerung: Das waren die vorherigen drei Texte (mit dem bereits erwähnten Fehler auf der dritten Texttafel) ...
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Auf der jetzigen Lesefläche sind den drei bisherigen drei weitere Textfelder hinzugefügt worden, sodass der Besucher auf nunmehr sechs Textfeldern mehr oder weniger ausführliche Informationen erhält (selbstverständlich ist – zu meiner heimlichen Freude – auch der Fehler in der Texttafel zur »Einführung in die ästhetische Erfahrung von Sprache« ausgemerzt):
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Zusätzlich zu den Textfeldern sind in die Lesefläche Bilddarstellungen zu acht Gedichten bzw. Balladen Schillers dezent zurückhaltend, aber gleichwohl gut sichtbar und sehr wohl ansprechend eingearbeitet (wobei ich die tatsächliche Reihenfolge möglicherweise durcheinandergebracht habe, was jedoch nach meiner Einschätzung inhaltlich ohne Bedeutung ist).
Mal abgesehen von einem gewissen Bekanntheitsgrad, was »Die Bürgschaft« oder »Die Kraniche des Ibykus« (die oder der eine oder andere während der Schulzeit hat auswendig lernen und für eine gute Note deklamatorisch leidlich aufführungsreif hat vortragen müssen!) betrifft, sind mir allerdings die Gründe für die getroffene Auswahl der Gedichte bzw. Balladen nicht wirklich nachvollziehbar, auch wenn neben einer Darstellung zu lesen ist, dass die gezeigten »Szenen aus Gedichten von Friedrich Schiller« »ein Bedeutungsnetz aus den Fäden Fruchtbarkeit, Glück und Liebe, Treue, Tod, Erinnerung und Verklärung knüpfen«. – Mir jedenfalls scheint die Auswahl insgesamt eher willkürlich erfolgt zu sein, gehören doch die übrigen Gedicht- bzw. Balladentexte nicht gerade zum gemeinhin »üblichen Gedicht-Repertoire« (und die mann/frau – so möchte ich ketzerisch leichtfertig hinzufügen – auch nicht unbedingt kennen muss, da sie nicht zu den besten Gedichten Schillers zu zählen sind, sondern denen vielmehr ein Ausspruch Ernst Jandls zu entsprechen scheint, nämlich: »Die Rache der Sprache ist – das Gedicht«. – Aber das ist nur mein ganz persönlich gefärbtes Urteil und muss jeder, jede für sich selbst herausfinden und beurteilen!).

Hier nun acht der (trotz allem gelungen gestalteten) »elf Reliefs«:
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... Klar, dass auch der Stadt Marbach noch eine kurze Stippvisite abgestattet wird, so u. a. (zu einem stärkenden Imbiss) dem »i-dipfele« im ehemaligen Wohnhaus der Familie Kodweiß in der Marktstraße 8 sowie der »Salzscheuer Bräu« in der Mittleren Holdergasse 11:
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Das war's (zumindest für diesmal) ...



[1] (nachzulesen in meinem Bericht »Da steht er und blickt auf sein eigenes Museum – Besuch der ›Schillerstadt‹ Marbach am Neckar« vom 26.11.2011)


[02.10.2014]







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